Schluss mit Lustig 2

Ich stehe im Parkhaus und warte auf den Hasen. Beim Packen eben gerade in meinem Zimmer habe ich sehr sorgfältig darauf geachtet, dass ich auch wirklich nichts vergesse. Ich habe nämlich ein gewisses Talent dafür, auch mal gerne irgendwas irgendwo liegen zu lassen. Aber diesmal habe ich wirklich sehr sorgfältig nachgesehen. Alle Schränke leer und auch meine Handtücher habe ich mitgenommen. Ein wirklich gutes Gefühl, wenn man mal an alles denkt. Frage mich gerade nur, wo meine Jacke ist. Die hatte ich doch auf den Koffer gelegt. Da bin ich mir sicher. Zu hundert Prozent. Sie muss also runtergefallen sein. Oha, das gibt Mecker, wenn die weg ist. Die war teuer und der Hase meint, mit dieser Jacke sähe ich echt gut aus. Ich brauche also eine Jacke um gut auszusehen. Aber das ist jetzt nicht das Thema, denn sie ist ja weg. Wo kann sie nur hin sein? In der Eingangshalle? Ich blicke kurz rein, keine Jacke zu sehen.

Oder liegt sie vielleicht im Fahrstuhl und fährt nun stumm von Etage zu Etage? Wie will ich sie da finden, falls sie aussteigt. Oder gibt es doch eine andere Lösung? Und ich weiß, ich bin mir mehr als sicher, aber aller Sicherheit zum Trotz rufe ich einen meiner Mithäftlinge an und frage nach, ob vielleicht im Zimmer noch eine herrenlose Jacke ist. Ja, sie liegt da auf meinem Bett. Teufel auch, wie ist sie denn vom Fahrstuhl da hingekommen? Jetzt habe ich ein kleines Problem: Ich muss zurück auf mein Zimmer und habe aber keine Lust meine ganzen Sachen mitzuschleppen. Eine nette ältere Dame, die auf einer Bank sitzt, scheint die Lösung des Problems zu sein. Sie wirkt so vertrauenswürdig, dass ich sie frage, ob sie aufpasst. Sie macht es und ich bin dann mal kurz weg. Neben der Jacke ist mir aufgefallen, dass ich auch noch meine Medikamente für heut Abend und morgen früh benötige. Die muss man mir von hier noch mitgeben. Der nette Pfleger sortiert sie ein und ich habe das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauert. Mag auch damit zusammenhängen, dass sich die Anzahl meiner Medikamente für die tägliche Einnahme nicht unerheblich erhöht hat.

Einen Gedanken, dass die ältere nette Dame nur ein verkleideter Kleptomane ist, der sich laut lachend mit meinem Hab und Gut aus dem Staub gemacht hat, im Hinterkopf habend, mache ich mich wieder auf den Weg. Der Gedanke war natürlich vollkommen unbegründet und sowohl die Dame (die natürlich nicht verkleidet war) als auch meine Sachen sind noch da, wo ich sie vorher gesehen hatte. Der Hase kommt und ist nicht so ganz glücklich, dass sie mich abholen soll. Nicht dass sie mich nicht mag, oder vielleicht nicht sehen möchte, aber der Blutdruck gibt ihr zu denken und sie malt mir in einem kurzen Wortschwall aus, was alles passieren könne und dass sie das nicht gerade sehr verantwortungsvoll findet, dass man mich entlässt. „ich will nicht, dass Du stirbst“, sagt der Hase und ich bin da mit ihr einer Meinung. Und es beruhigt mich auch ein bisschen, dass sie nicht das Gegenteil möchte. Ich bleibe aber optimistisch, weil alle Messungen heute ergeben haben, dass der Druck rückläufig ist, sehe ich den guten Trend und bin mir sicher, dass es weitere tiefe Werte geben wird. Kunststück bei all den Tabletten.

Zu meinen Tabletten, die ich seit zwei Jahren regelmäßig nehme, gesellt sich fortan dieses eine Medikament, dass den Rhythmus gerade gemacht hat und auch halten soll. Dass er nun richtig ist, fühlt sich irgendwie komisch an. So als würde die Medizin mein Herz umklammern und es dazu zwingen vernünftig zu schlagen. Ein kleiner Machtkampf wie mir scheint. Ebenfalls neu in meiner Medikamentenpalette ist eine Tablette für den Magen, die ich immer morgens nehmen muss. Dazu kommen noch drei Präparate, die zusätzlich zu meinem bisherigen Blutdrucksenker, den Blutdruck senken sollen. Insgesamt komme ich auf dreizehn (!!!) Pillen, die ich mir jeden Tag einwerfen muss und nicht eine davon ist irgendeine Droge, die das Leben bunter macht. Es sieht schon fast wie ein kleines Frühstück aus, wenn ich den „bunten Teller“ betrachte, den ich mir morgens reinziehen darf. Abends sind es weniger, aber insgesamt ist mir das alles ein bisschen viel. Doch manche der Tabletten muss ich nur für einen gewissen Zeitraum nehmen. Das lässt hoffen und ich denke, wenn sich mein Rhythmus erstmal verfestigt hat, können noch mehr davon wegfallen.

Wir fahren los und wenn man 11 Tage am Stück in diesem merkwürdigem Kosmos gewesen ist, fühlt es sich an, wie freigelassen zu werden. Die Bäume sind grüner, die Häuser bunter, der eigene Sohn größer. Anscheinend sind doch ein paar Drogen unter den Tabletten. Bei all der Euphorie vergesse ich fast, dass es mir gestern (also Sonntag) mal gar nicht so gut ging. Ich fühlte mich, als wäre ich von einem Laster überfahren worden und war wie ausgelaugt. So als wenn man bei mir die Luft rausgelassen hätte. Das geht heute nachmittags dann auch so weiter. Mit Mühe komme ich noch aufs Sofa und um acht Uhr abends bin ich im Bett. Was im Allgemeinen eine der größten Unwahrscheinlichkeiten in meinem Leben ist. Wenn ich mal abends um acht im Bett bin, dann habe ich entweder drei Tage durchgefeiert oder zu viel gearbeitet. Freiwillig bringt man mich zu dieser Zeit nicht so weit. Oder aber ich bin krank. Und so fühle ich mich auch. Ich denke das wird alles mit den Medikamenten zusammenhängen und damit, dass mein Körper sich an all das und den Rhythmus noch gewöhnen muss. Ich schlafe nicht so richtig ein und habe gefühlt 25 schräge Träume und nach jedem bin ich wach. Meine erste Nacht zu Hause habe ich mir schon anders vorgestellt.

Der Hase ist immer sehr korrekt mit allen Dingen und so liest sie sich den Arztbrief genau durch. Ich überfliege sowas eher. Und es kommt zum Vorschein, dass der Brief seine Lücken hat. Geschrieben schon am Freitag mit angedachter Entlassung. Von meinen folgenden Tagen und Nächten mit Bluthochdruck, die ja auch noch da waren, steht kein Wort drin. Ich möchte ja nicht groß rummäkeln, aber wenn schon Brief, dann sollte er doch zumindest vollständig sein. Wie das so ist, in einem halben Jahr oder so muss man zu einem Facharzt und der blickt auf den Brief und weiß dann nicht alles was gewesen ist. Und man selbst ist ja auch vergesslich. Und woher will ich denn bitteschön wissen, was im Gesamtzusammenhang wichtig ist und was nicht. Deshalb liegt der vollkommene Brief mir schon am Herzen (wo sonst sollte er auch liegen bei meiner Diagnose). Aber sowas kann ja alles vorkommen, also rufe ich einfach mal auf der Station an.

Ich bin ja niemand, der sich am Telefon irgendeinen Namen merken kann und so weiß ich schon während eines Gespräches meistens nicht mehr, wer mich denn gerade begrüßt hat. Hier ergeht es mir auch so. Die Dame am anderen Ende der Leitung ist jedenfalls sehr zackig und emotionslos. Nicht dass ich eine Kummerkastentante erwartet hatte, aber so richtig freundlich wirkt sie nicht. Ich stelle mich vor und schildere kurz mein Anliegen. Also dass ich gerade entlassen wurde und dass auf dem Brief die letzten Tage komplett fehlten und auch das was an diesen Tagen unternommen wurde. Zur Bestätigung, dass sie auch wahrnimmt, was ich sage, gibt es in regelmäßigen Abständen ein tonloses „Aha“.

„Und was wollen Sie jetzt genau?“, fragt sie und die Freundlichkeit in ihrer Stimme fällt immer noch durch Abwesenheit auf. „Eigentlich nur dass der Bericht vervollständigt wird“, sage ich und bin dabei aber wesentlich freundlicher. „Wieso, was fehlt denn?“ „Na, die letzten drei Tage und das was man gemacht hat, um meinen Blutdruck zu senken.“ „Wir können hier ja jetzt nicht jeden Tag einzeln aufschreiben“, sagt sie und ich bemerke eine Gefühlsregung in ihrer Stimme. Aber es ist kein wirklich positives Gefühl, so viel ist sicher. „Das will ja auch keiner. Aber wenn drei Tage fehlen, sollte man sie der Vollständigkeit halber, zumindest erwähnt haben“, erwidere ich. Sie würde das notieren und an den Arzt weiterleiten. „Und dann bekomme ich einen geänderten Bericht zugeschickt?“, frage ich ein wenig hoffnungsvoll. Nein, der würde an den Hausarzt gehen. Ich solle da dann nachfragen. Das war es dann auch mit unserer angeregten Unterhaltung. Sie legt schneller auf, als ich mich verabschieden kann und ich bin mal gespannt, was bei alldem rauskommt.

Die Schlappheit bleibt, allerdings ist es mittlerweile gefühlt nur ein Kleintransporter der über mich gefahren ist. Aber der reicht auch noch. Bin mit der Situation ein wenig unzufrieden. So wie es momentan aussieht, bin ich meilenweit entfernt davon Mitarbeiter irgendeines Monats werden zu können. Am Mittwoch gehe ich mit dem Hasen spazieren. Eine kleine Strecke und das erste was ich sage ist: „Wir müssen langsamer gehen.“ Dabei bin ich es sonst, der eher zu schnell geht. Und nun gehen wir wirklich langsam und ich möchte noch langsamer gehen. Ein alter Mann mit Rollator kommt angedrängelt und sagt: „Ey Fettsack, mach mal Platz, ich will vorbei. Du hältst mich auf!“ Und ich bin erschüttert, als er so locker an mir vorbeizieht.

Okay, das ist jetzt nicht wirklich passiert, aber wenn ein alter Mann mit Rollator dagewesen wäre, dann hätte er mich auf jeden Fall überholt. Nein, ich bin nicht zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Es ist beinahe so, als wenn alles schlechter geworden ist, seit mein Rhythmus wieder hergestellt wurde. Ernüchternd das Ganze. Aber ich bin erstmal zwei weitere Wochen krankgeschrieben, da kann man noch hoffen, dass das Ruder hier nochmal umschlägt und ich endlich der bin, der ich schon lange sein wollte: Superman! Oder zumindest ein entfernter Verwandter von ihm, der nicht fliegen kann.

Das einzige was umschlägt ist der Rhythmus. Am Samstag ist er wieder ungerade. Zurückgekehrt wie ein alter Freund, der mich für eine kurze Zeit allein gelassen hatte. Meine Freude darüber hält sich in beschaulichen Grenzen, denn es ist eher diese Art Freund, die man lieber nicht hätte. Ich hatte ihn schließlich auch gar nicht eingeladen wiederzukommen. Doch nun ist der da und die Dinge ändern sich ein wenig. Denn nun muss mein Körper nicht mehr gegen das ungewohnt gleichmäßige Schlagen ankämpfen, weswegen der Blutdruck auch sinkt. Das ist für sich genommen zwar schön, aber gut ist irgendwie anders, wenn auf der anderen Seite etwas nicht mehr hinhaut. Bin verwirrt, was mir das alles sagen soll und wie es weiter geht. Zunächst ist Wochenende und sogar Pfingsten. Da erwischt man im Krankenhaus erst ab Dienstag irgendwen, der zumindest ansatzweise ein Ansprechpartner sein könnte. Also werde ich dann telefonieren.

Aber erstmal ist also Pfingsten und ich beschließe das Wochenende zumindest zu genießen, bevor vielleicht wieder weitere Bügeleiseneinheiten oder dergleichen auf mich warten. Aber es gibt bei mir momentan eine gewisse Regelmäßigkeit. Immer wenn ich denke, ich weiß ein bisschen wie es weiter gehen wird, oder es zumindest erahne, kommt irgendwas dazwischen. Also geht es auch nicht glatt weiter mit mir und meiner Gesundheit. Diesmal ist es auch wieder eine Art Freund, der mich besucht, oder besser heimsucht. Es ist Otto! Genaugenommen der flotte Otto. Die meisten werden wissen, wen oder besser was ich meine. Allen anderen sei gesagt, so einen Scheiß braucht kein Mensch. Und ich denke: „Was, das auch noch?“ Es ist, als würde ein großer Scheißmagnet an mir hängen und ich dadurch alles magisch anziehen, was irgendwie übel ist. Warte darauf, dass mir eine Lampe auf den Kopf fällt, oder ein Bein weggammelt. Es läuft nicht rund mit mir in diesen Tagen.

Die Anzeichen für Onkel Otto waren schon seit ein paar Tagen bemerkbar, nur konnte ich sie nicht deuten. Geräusche im Gedärm und ein Mundgeruch, der die Fliegen von der Wand holt. Nun ist es aber so, dass ich mit Leidenschaft gerne Dinge esse, die den Atem nicht gerade sexy machen. Matjes Hering mit Zwiebeln oder das beliebte Hackepeterbrötchen mit Zwiebeln sind große Favoriten. Eigentlich könnte ich alles mit Zwiebel essen, außer vielleicht Erdbeermarmelade. Mein Konsum an Gezwiebeltem und auch sonst Stinkendem sorgt häufiger dafür, dass mein Hase nicht mit mir knutschen will. Wenn dann unsere Köpfe dicht beisammen sind, tränen ihr schon beinahe die Augen. Wie gesagt, dass ist nicht ungewöhnlich, aber der Mundgeruch diesmal ist noch eine ganz andere Kragenweite. „Du riechst aus dem Mund wie ein offenes Abflussrohr“, sagt der Hase und ich erkenne, dass das nicht gerade eine Einladung für eine wilde Knutscherei ist. Aber sie hat recht, denn selbst ich kann meinen Atem, der irgendwie nach schleichender Verwesung „duftet“ wahrnehmen. Leider kann ich davor nicht flüchten. Man beginnt sich zusammenzureimen, dass natürlich die vielen Tabletten damit zu tun haben könnten, obwohl ich sie da ja auch schon ein paar Tage einnehme und es daher einen zeitlichen Abstand gibt.

Pfingsmontag morgens halb sechs in Deutschland. Nein keine Zeit für Knoppers das Frühstückchen. Mehr so das Gegenteil. Jetzt geht´s los, denke ich und muss mich beeilen ins Bad zu kommen. Ich werde hier auf explizite Schilderungen dessen verzichten, was sich abspielt. Aber so viel sei gesagt, es ist unfassbar, was ein menschlicher Körper so alles von sich geben kann. Mir wird beinahe schwarz vor Augen (echt kein Witz) und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeitern und Bakterien des Klärwerkes entschuldigen. Ich bin ein Opfer der Umstände und nicht verantwortlich zu machen für das, was da kommt. Der Mundgeruch war dagegen ein Ponyhof. Jetzt bewege ich mich in der Kategorie der Gerüche, die die Sonne verfinstern können. Ich möchte aber betonen, dass ich nicht für das schlechte Wetter der kommenden Tage verantwortlich bin. Die gute Nachricht ist, der Mundgeruch verschwindet. Allerdings zu einem hohen Preis. Die schlechte Nachricht ist, ich verbringe die meiste Zeit entweder auf der Keramik oder vollkommen erschöpft im Bett. Diesmal fühlt es sich nicht nur an, als wäre ein Laster über mich gefahren, sondern auch noch eine Dampfwalze hinterher. Bei mir ist die Luft sowas von raus, dass ich überlege mich doppelt krankschreiben zu lassen. Wer bitteschön wird während einer Krankheitspause noch ein weiteres Mal krank? Das ist so wie einen über den Durst trinken nur ohne Spaß dabei.

Anderthalb Tage verbringe ich flach liegend oder auf Villeroy und Boch sitzend. Ich will ja nicht jammern, aber so schlecht ging es mir schon lange nicht mehr. Ich verursache einen Verbrauch an Toilettenpapier, der dem einer mittelgroßen Gemeinde entspricht. Ich fange an zu resümieren. Wenn man es genau nimmt, ging es mir, seit der Rhythmus wieder in Ordnung war, nicht einen Tag besser oder zumindest genauso gut, wie vor den ganzen Behandlungen. Der Blutdruck, die mehrtägige Schlappheit, die sich nur zögernd verflüchtigte, dann die erneute Rückkehr des Flimmerns und nun dies. Ich bin kein Mediziner, aber ich sehe trotz des zeitlichen Abstands schon einen gewissen Zusammenhang. Da ich wissen möchte, ob ich zumindest ansatzweise richtig liegen kann, rufe ich bei der Klinik an. Und weil ich weiß, wie schwer es sein wird, einen Arzt zu sprechen und weil ich weiß, dass er dann auch wenig Zeit hat, bereite ich das Gespräch vor, indem ich eine Mail mit all meinen Gebrechen und Fragen schreibe und dann auch versende. Ich drücke dabei aber nicht zu sehr auf die Tränendrüse. Ich telefoniere mit einer sehr netten Schwester sowieso, die mein Anliegen nebst Mail beim Arzt vorlegen wolle. Er würde dann zurückrufen. „Das kann aber dauern. Wahrscheinlich wird es heute nichts mehr“, sagt sie und wenn das gesagt wird, dann weiß man schon, dass es auf keinen Fall heute noch etwas werden wird.

Trotzdem habe ich das Telefon immer in der Nähe und zucke zusammen, wenn es mal klingelt, was allerdings nur zweimal passiert. Ein Arzt war nicht unter den Anrufern. Einen Tag später, es ist immer noch kein Anruf gekommen und gesundheitlich geht es mal wieder langsam bergauf, überlege ich eine andere Baustelle zu bearbeiten und mal nachzufragen, ob der geänderte Bericht bei meinem Hausarzt eingegangen ist. Was er natürlich nicht ist. Also nochmal auf der Station anrufen. Dieselbe Dame wie letztes mal ist dran und ich zucke ein wenig zusammen. Sie ist ebenso zackig wie in der letzten Woche, aber irgendwie hört sie sich genauer an, was ich möchte und ich kann sogar ein paar Fragen stellen, die sie sogar geduldig beantwortet. Doch gar nicht so unfreundlich, die Gute, muss man aber auch erstmal wissen. Der Brief, also der geänderte Brief ist natürlich noch nicht fertig, aber sie hat Notizen gemacht und die stimmen und sie würde es dem Arzt nochmal sagen. Wie lange es dauern würde, frage ich. Wochen, wahrscheinlich, sagt sie. Warum so lange, frage ich. Zu wenig Ärzte und zu viel zu tun. Das ist jetzt alles nicht sehr befriedigend für mich, aber weder sie noch ich können etwas daran ändern.

Und weil ich so in Telefonierlust bin, rufe ich bei der Kardiologie Ambulanz an und frage auch noch mal nach, was denn aus meinem erwarteten Rückruf durch den Doktor geworden ist. Die Sachen liegen beim Arzt, der aber schon seit gestern der einzige Kardiologe im Dienst ist und somit einfach noch nicht die Zeit gefunden hat. Ich konzentriere mich also auf meine Genesung in Sachen Magen und Darm und esse deswegen erstmal Zwieback, bis der Sumpf trcokengelegt ist. Ich bin wieder so weit, dass nur ein Kleintransporter mich überrollt hat. Was natürlich besser als Laster und Dampfwalze ist, aber eben auch nicht gerade prickelnd.

Und heute, es ist Donnerstagmorgen, sitze ich noch immer und warte auf den Anruf. Die gesundheitliche Lage bessert sich weiter, aber ich bin noch lange nicht da, wo ich sein müsste. Ich habe mittlerweile 5kg abgenommen. Davon die meisten während meines Krankenhausaufenthaltes. Kleine Portionen und nichts dazwischen essen, haben schon Wunder gewirkt. Ich habe mich danach auch ansatzweise daran gehalten, weswegen ich nicht mehr zugenommen habe. Und nun diese Geschichte , da wurde es noch weniger mit mir. Eigentlich ja auch schön, wenn Sachen wieder passen, die man eigentlich wegen Untergröße aussortieren wollte. Wenn es so weiter geht, muss ich Gürtel tragen, weil die Hosen zu weit werden. Ich nehme allerdings auch wieder feste Nahrung zu mir, also wird sich das bald erledigt haben, mit den Gürteln.

Ich bin jetzt ziemlich genau einen Monat von der Arbeit weg und habe fast die Hälfte der Zeit im Krankenhaus verbracht. Und das Ergebnis ist: Nichts! Nichts hat sich geändert, jedenfalls nichts zum Besseren. Ich nehme viel mehr Tabletten, der Rhythmus ist nicht gut, aus verschiedenen Gründen bin ich körperlich ein alter Mann und noch nicht einen Tag, seitdem ich zu Hause bin, war ich fit. Wie es nun weiter geht? Keine Ahnung. Das Telefonat könnte da weiterhelfen, wenn es denn stattfinden würde. Ein Termin beim Hausarzt und einer bei meinem Kardiologen, die noch anstehen, könnten auch Licht ins Dunkel bringen. Ich glaube momentan bin ich durch mit dem Thema und wenn ich gewusst hätte, wie das alles so wird, wer weiß, vielleicht hätte ich es mir dann doch anders überlegt. Aber es ist mühsam und nicht zielführend darüber nachzudenken. Hätte ja auch alles gut gehen können. Ich bin jedenfalls so weit, dass ich sage, ich würde lieber arbeiten gehen. Wer hätte das gedacht.