Es gibt, wenn man ganz genau hinsieht, erste kleine Erfolge. So schwitze ich nicht mehr bei jeder Bewegung. Ich schwitze schon noch. Und vor allem mehr als alle anderen Menschen, die ich kenne. Aber es läuft mir nicht mehr so ungehemmt aus allen Poren und es ist auch schon mehr nötig, als dass ich mir meine Socken anziehe, um mich zu einem Schweißausbruch zu bringen. Das erleichtert mir mein Leben weitaus mehr, als ich erwartet habe. Es war sehr beklemmend für mich, schon bei Tagestemperaturen von knapp über 20°C auszusehen, als hätte ich mit Klamotten geduscht. Sowas stresst und Stress führt dazu, dass man noch mehr schwitzt. ein Teufelskreis. Ich war dann dermaßen angespannt, dass sich keiner meiner Kollegen getraut hat, zu fragen, was denn der Grund für meine Körpernässe sein könnte. Wahrscheinlich befürchteten sie, dass ich auf der Stelle explodieren würde und dass einer von ihnen den Dreck dann wegmachen müsste. Oder aber sie hatten Angst, dass ich einen von ihnen essen würde, weil ich auch häufig grunzte und stöhnte. Ich fürchtete mich vor jedem Arbeitstag und so sehr ich die warme Jahreszeit auch liebe, ich wünschte, wir hätten Winter, oder wenigstens schon Herbst. Kurzum, ich war todunglücklich. Die Umstellung, die ich gerade bemerke ist wie eine Art Befreiungsschlag. Ich hoffe, es entwickelt sich weiter in diese Richtung.Also lautet mein Primärziel einen geregelten Flüssigkeitshaushalt zu haben.
Der Stand meiner Fitness ist beinahe unverändert. Ich laufe, ich schnaufe, ich gehe zwischendurch und dann laufe ich wieder. Ich meine sogar beim letzen Mal so etwas wie einen Fortschritt bemerkt zu haben. Also laufe ich heute mit etwas Vorfreude los. Aber irgendetwas ist anders. Die Schritte sind schwerer und mir bleibt regelrecht die Luft weg. Viel früher als gedacht muss ich die erste Laufpause einlegen und bekomme wirklich kaum Luft. So muss sich wahrscheinlich ein Asthmatiker fühlen. Unverständlich. Wieso ist etwas, dass ich vor zwei Tagen gemacht habe, heute so grundlegend anders? Ich laufe wieder ein Stückchen. Aber nicht sehr weit. Meine Atmung beunruhigt mich. Ich habe das Gefühl, als würde der Sauerstoff nicht richtig in die Lunge gelangen.
Ich verkürze die Strecke. Wenn es von jetzt an immer so weiter geht, dann wird das nix mit den sechs Monaten und dem Astralkörper. Mit pfeifender Lunge sitze ich im Auto und denke:“Leckt mich alle am Arsch. Ich will nicht mehr!“ Wieder zu Hause angekommen, weine ich mich beim Hasen aus. Sie meint ich solle nicht so rumzicken und mich wie ein kleines Mädchen benehmen. Nein, das hat sie nicht gesagt, aber als ich mich so in Rage jammere, habe ich schon das Gefühl mich wie das kleine Mädchen zu benehmen. Was würde Rocky an meiner Stelle tun? Genau, er würde auf die Suche nach dem Auge des Tigers gehen. Diesem Blick, der einen unbedingten Willen ausstrahlt. Also stelle ich mich vor den Spiegel und übe Tigerblick. Hmmh, sieht mehr nach Kuschelkatze aus. So wird das nichts. Vielleicht sollte ich doch das rohe Ei probieren. Herrgott, ist das ekelig. Nein, ich habe es nicht getrunken. Der Anblick des Dotters und die Vorstellung, wie er sich mit dem glibberigen Eiweiß die Kehle herunterzieht, ließen mich von diesem Vorhaben Abstand nehmen.
Eigentlich war ich mit schon von Vornherein darüber im Klaren, dass es auch Rückschritte geben würde, aber so früh habe ich nicht damit gerechnet. Übermorgen mache ich weiter. Bin schon gespannt