Projekt UHU Episode 2 Teil fünf bis neun

So, jetzt muss ich nachtragen. Es ist 2018 und ich bleibe immer noch am Ball. Begonnen habe ich am Neujahrstag. Da kam mir zugute, dass ich Silvester vollkommen alkoholfrei verbracht habe. War irgendwie anders, aber trotzdem jetzt nicht soo übel. Da war das Eiersuchen hier in der Gemeinde am letzten Samstag wesentlich schwieriger. Natürlich kann ich auch ohne Alkohol Spaß haben, aber es geht auch mit. Und wenn man unter 6o gestandenen Mannsbildern der einzig Nüchterne ist, dann hat das auch einen oberlehrerhaften Beigeschmack. Ich gebe es zu, ja ich wäre gerne angeschiggert gewesen. Das ist wie früher DSF: Mittendrin statt nur dabei. Aber ich habe ja eine Art Gelübde abgelegt, das mich bis Ende Januar zur Abstinenz verdonnert. Und wenn ich in der Zwischenzeit da irgendeine Ausnahme mache, dann ist das Ganze nichts wert und ich sollte über mich nachdenken. Aber ich bin eisern in meiner Verweigerung und klopfe mir, ob meiner Konsequenz und Ausdauer, hin und wieder wohlwollend auf die Schulter. Ich bin schon ein  Teufelskerl, wenn ich es recht bedenke. Doch zurück zum Laufen und weg vom Saufen. Ah, das heißt noch nicht ganz, denn ich habe gesündigt. Zwei Packungen „Mon Cherie“ zu Weihnachten. Man, das ist schon harter Stoff für einen Nichttrinker.

So, nach dieser Beichte wird doch gelaufen. Neujahr, das Wetter war nicht ganz schlecht. Habe meine Runde in der Dunkelheit, die von meinem Zuhause startet, angefangen und unterwegs festgestellt, dass mich eine Leichtigkeit beflügelt. Und ich dachte so an Forest Gump, der auch loslief, bis zur nächsten Kreuzung kam und sich dachte: „Ach, da lauf ich doch glatt weiter.“ Das hat er ja getan und ist dann tausende Meilen durch die USA gerannt. Nun, so spektakulär war´s bei mir dann doch wieder nicht. Aber der Gedanke, einfach mal weiter zu laufen als ursprünglich geplant, erfasste mich, als ich an einer Kreuzung ankam, von der aus mein Weg entweder direkt nach Hause führt, oder aber ich würde einfach mal weiter laufen. Und das habe ich dann auch getan. Weshalb ich meine ursprüngliche 2,3km Runde auf unglaubliche  5km erweiterte. Zwischenzeitlich zweifelte ich an meinem letzten Rest gesundem Menschenverstand und attestierte mir einen gewissen Hang zum Leichtsinn. Was wäre, wenn ich schlapp machte? Sollte ich mich vom Hasen abholen lassen? (Wär das peinlich) Oder sollte ich der Verzweifelung (Achtung Wortspiel) freien Lauf lassen und mich auf dem kalten Boden niederlassen, um dort auf mein Ende zu warten, oder darauf, dass mir jemand neue Beine schicken würde. Gibt es da nicht sogar etwas passendes bei Amazon? Ersatzflunken für 50jährige, die sich in ihrem Jugendwahn noch für dreißig halten und schmerzvoll feststellen müssen, dass dreißig irgendwie schon zwanzig Jahre her ist?

Meine Bedenken waren aber unbegründet. Ich drosselte das Tempo. Ja, das geht noch. Ich kann noch langsamer. Allerdings sieht es nicht wirklich so aus, als wenn ich irgendwie vom Fleck käme. Ich kann also auch Superzeitlupe. Na wenn das mal kein Talent ist. Ich drosselte also das „Tempo“ und lief einfach weiter. Und als ich merkte, dass es mir gut ging, legte ich wieder ne Schippe drauf. Die Atmung war perfekt und auch die gängigsten Körperfunktionen waren im grünen Bereich. Einzig die Beine wurden mir am Ende etwas schwer. Doch ich habe es geschafft. 5km! Am Stück! An einem Tag! Ich weiß ehrlich nicht, wann ich das letzte Mal so weit gelaufen bin. Zu Hause angekommen schwärmte ich dem Hasen vor, wie toll ich doch bin und was ich gerade geschafft hatte. Es war an der Zeit, sich neue Ziele zu setzen. Ist der Iron Man auf Hawaii zu hoch gesteckt? Mal ganz abgesehen davon, dass ich der wahrscheinlich schlechteste Schwimmer weit und breit bin? Meine nächste Laufeinheit, ein paar Tage später brachte Ernüchterung. Ich lief die Strecke abermals und war auch in der Lage, das Tempo zwischenzeitlich respektabel zu erhöhen, aber danach hatte ich tagelang schwere Beine. Es folgen noch drei weitere Einheiten bis jetzt. Dazu noch einmal mit dem Rad zur Arbeit und zweimal Badminton. Gesamtfazit: Eigentlich soweit nicht übel, aber ich habe manchmal mit den Nachwirkungen zu kämpfen. So bin ich oftmals recht matt und müde. Beim Eiersuchen sogar so sehr, dass ich nach 17:00 Uhr das Sofa nicht mehr verlassen konnte. Außerdem gibt es große Unterschiede, wenn ich am Wochenende laufe, oder abends nach der Arbeit. Das wuppe ich noch nicht so ganz. Aber mal sehen, wie sich das so entwickelt. Sehr viel besser als im Sommer ist es auf jeden Fall immer noch.

Was mich ein wenig stört, ist die Sache mit dem Gewicht. Vor Weihnachten war mein niedrigster Stand 107,5kg . Nach Silvester waren das 110kg. Mittlwerweile pendelt es sich bei 109kg ein. Wenn man aber bedenkt, dass ich zusätzlich seit Neujahr auch meine Ernährung umgestellt habe, dann müsste da doch eigentlich mehr rumkommen. Ich verstehe das nicht. Ich treibe aktiv Sport, und esse soviel Gemüse, dass mir beinahe grüne Blätter aus dem Arsch wachsen und wofür das Ganze? Für lächerliche tausend Gramm? Die wollen mich doch alle verarschen! Ich suche natürlich nach Ursachen. Was war es, dass mich im letzten Herbst so eindeutig veränderte? War es die Reifensaison? Diese rund 10 bis 12 Wochen, wo ich permanent in der Firma Reifen wechselte und einlagerte und dabei von der gelaufenen Strecke her fast die Erde umrundet hatte? War das ausschlaggebend? Wenn ja, wie soll das weiter gehen? Muss ich nun lebenslänglich Reifen wechseln? Oder sollte ich zumindest mal das Lager aus und wieder einräumen? Bei fast 500 Satz Reifen würde sich das lohnen. Aber wahrscheinlich wäre mein Chef dagegen, weil er bestimmt andere Aufgaben für mich hätte. Also ist er Schuld. Aber ich glaube ich sag ihm das lieber nicht.