Er schnarcht doch wirklich. Die Rede ist von meinem Bettnachbarn, oder sollte ich Zimmergenossen sagen? Er ist stolze 92 Jahre alt und liegt eigentlich den ganzen Tag rum und redet ebenso eigentlich gar nicht. Er ist nicht besonders wirr oder sonstwie nicht ganz bei sich. Dafür kann er aber absolut nichts bei sich behalten. Schon der Schluck Wasser, den er zum Frühstück trinkt, kommt binnen kürzester Zeit wieder per Würgreflex ans Tageslicht. Was für mich, der ich gerade selber frühstücken möchte, dann doch ein wenig eigentümlich ist. Wer mag schon essen, wenn zwei Meter weiter einer kotzt? Obwohl es mir genaugenommen wesentlich weniger ausmacht als ich dachte. Außerdem kann der arme Kerl ja nichts dafür.
Wie man vielleicht aus diesen ersten Zeilen herauslesen kann, bin ich nicht zu Hause, sondern im Krankenhaus. Es hat wirklich geklappt, ich bin endlich an die Reihe gekommen. Und nun liege ich hier in einem Zweibettzimmer (was im Vergleich zu einem Vierbettzimmer schon ein gewisser Luxus ist) zusammen mit einem steinalten Mann, der eigentlich nie redet, dafür aber viel schläft und gerade deshalb die Idealbesetzung für diese kleine Wohngemeinschaft ist. Viel mehr allein sein in einem Krankenhaus kann man nicht erwarten und ich bin hier wirklich gern allein. Es ist jetzt 4 Uhr morgens und ich kann nicht mehr schlafen. Und wie ich da so wach liege, beginnt er auch noch zu schnarchen. Doch, ich bin ja eigentlich zu weit. Erzählen wir die Sache doch lieber chronologisch.
Dass ich überhaupt hier bin, ist ein kleines Wunder, denn zu der Vorgeschichte, in deren Verlauf ich dreimal wieder nach Hause geschickt wurde, ohne dass man den Eingriff vornehmen konnte, kommt noch ein weiteres Kapitel dazu. Wenn erst der Gerät, dann der Operateur und schließlich noch der Techniker ausgefallen sind, was kann dann noch einer Behandlung im Wege stehen? Genau, ich, der Patient.
Ich habe mir abgewöhnt über die Pleitenserie meine Witze zu machen, weil sie sonst wie dunkle Vorahnungen waren und sich dann erfüllen sollten. Nein, keine Scherze über Geräte oder medizinisches Personal. Hauptsache, ich bleibe selbst gesund. Und genau da ist der Haken. Es gibt anscheinend immer einen Haken. Ein paar Tage vor Ultimo, ich sitze gerade auf meinem Ohrensessel im Wohnzimmer, habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht so gut fühle, wie ich eigentlich sollte. Keine Erkältung oder sowas, aber irgendwie ist mir komisch und im Magen rumort es. Und ich bekomme kalte Füße (also wortwörtlich und nicht metaphorisch) und auch die Hände werden kalt. Hin und wieder überkommt mich ein kalter Schauer und ich fühle mich platt. Ich gehe noch vor 20 Uhr ins Bett. Und spätestens jetzt schrillen alle Alarmglocken, auch beim Hasen.
Fieber! Ich habe Fieber! Was zum Henker soll das denn jetzt? Eiligst mache ich einen Corona Test, auch wenn ich keine Erkältungsanzeichen habe. Die gute Nachricht ist, der Test ist negativ, die schlechte, es ist wirklich Fieber. So einen Scheiß braucht echt niemand. Dazu stellt sich auch eine vermehrte Darmtätigkeit ein und auch so einen Scheiß braucht keiner. Die Luft ist raus und ich bin platt. So kurz vor der Zielgeraden noch krank werden, das hat mir gerade noch gefehlt. Aber es bleibt noch ein bisschen Zeit und ich habe die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Was es dann auch noch tut, aber ich beobachte skeptisch die Entwicklung. Eine angeregte Darmtätigkeit ist der Supergau für so einen Eingriff und für die sechs Stunden danach, die man liegen bleiben muss, ohne dass man aufstehen könnte. Das Schreckgespenst Bettpfanne ploppt immer wieder in meinem Geist auf und ich bin mir sicher, dass ich damit überfordert wäre, sie nutzen zu müssen.
Doch pünktlich zum Tag des Eingriffs bin ich wieder fit. Zumindest fit genug für das was mich erwartet. Ich lasse mich wieder vom Hasen hinbringen. Gedrückte Daumen und das Versprechen wieder aufzuwachen, im Gepäck, gehe ich zur Station, auf der ich es mittlerweile zu einer gewissen Berühmtheit gebracht habe. Ich brauche meinen Namen eigentlich nicht mehr aussprechen und gehe beinahe selbstverständlich zum Ende des Flurs, setze mich auf „meinen“ Stuhl und warte auf den Zugang, den man mir bestimmt gleich legen wird. Was auch relativ zeitnah geschieht, mich aber nicht ganz beruhigt, denn schließlich war ich ja schonmal so weit. Doch dann, nach rund einer Stunde, werde ich abgeholt. Eine Schwester im grünen Kittel kommt vorbei: „Sie sind Herr Daus, oder?“ Ja, der bin ich. Und ich bekomme beinahe feuchte Augen. Sollte es jetzt wirklich geschehen? Ich kann es kaum glauben.
Mit einem Fahrstuhl fahren wir ins Erdgeschoss, gehen ins sogenannte Herzkatheterlabor und ich muss diesen Fortschritt noch mal eben schnell per WhatsApp meiner Familie mitteilen. Natürlich habe ich keinen Empfang, darf aber noch einmal kurz in die Eingangs- und Wartehalle gehen, bis ich sehe, dass die Nachricht versendet wurde. Man zeigt mir mein Bett, auf dem auch mein OP Hemd liegt, das neben meinen Socken für die nächsten Stunden meine einzige Bekleidung sein wird. Ich liege spärlich bekleidet in einer Art Vorraum und warte, dass ich an die Reihe komme. Man schiebt mich dann mitsamt Bett in den OP, oder wie auch immer das heutzutage heißt. Hier wimmelt es von Leuten. Ich glaube es sind mindestens sechs oder sieben Schwestern inklusive eines Bruders, die sich nun darum bemühen, mich vorzubereiten.
„Haben Sie ihre Leisten schon rasiert?“, fragt eine von ihnen. Nein, habe ich nicht. Wahrscheinlich wäre ich irgendwie abgerutscht oder sowas. Was da alles hätte passieren können. Mit der Routine eines Gärtners beim Heckenschnitt entfernt sie so viel Haare wie nötig. Dann werde ich zu dem OP Tisch geführt. Das dritte Mal bin ich hier und eine gewisse Vertrautheit macht sich breit in mir. Die Leute huschen so um mich rum und jeder weiß, dass ich der Rekordhalter der Absagen bin. Ein zweifelhafter Ruhm, aber ich habe das Gefühl, als würde man sich noch mehr Mühe geben, als sonst. Und da hatte man sich in der Vergangenheit schon sehr viel Mühe gegeben, um diese Erfahrung für mich so angenehm wie möglich zu gestalten.
Gefühlt jeder Quadratzentimeter meines Oberkörpers wird mit irgendwelchen Sachen beklebt, die mit irgendwelchen Kabeln verbunden sind. Aber das kenne ich ja alles schon. Ich will mich nicht loben, aber ich bin wirklich mega entspannt. Man gibt mir aber auch genug Gründe so entspannt zu sein. Zunächst sitze ich auf der OP Liege, oder dem OP Tisch und dann lege ich mich hin. Schmal ist das Teil, aber das muss so. Die Arme, die sonst runterhängen würden, sind in extra Schalen abgelegt. Also ich lege sie da ab. Sie hängen noch an meinen Schultern, falls meine Formulierung etwas uneindeutig ist. Irgendwann werde ich fixiert, also mit kleinen Spanngurten befestigt, damit ich in der Sedierung keinen Mist baue und um mich schlage oder dergleichen. Auch das empfinde ich nicht als schlimm, obwohl man sich schon ein bisschen ausgeliefert fühlt.
Dann irgendwann wird mir eine Art Ring vorn zwischen die Zähne gesteckt. Man muss auch über die Speiseröhre gehen, bei diesem Eingriff und der zuständige Schlauch wird durch diesen Ring geführt, damit ich ihn nicht kaputtbeißen kann. Der Ring wird ziemlich straff mit einer Art Gurt einmal um den Kopf herum befestigt und stramm gezogen. Also liege ich ziemlich hilflos da, fixiert an Armen und Beinen, mit einem dicken Beißring im Mund, der mich am Sprechen hindert und das ist dann der Moment, der nicht sooo prickelnd für mich ist. Über meinen Zugang, der auf dem rechten Handrücken ist, wird mir nun die Betäubung zugeführt, was ein bisschen schmerzhaft ist, Worauf ich aufmerksam machen möchte, es aber wegen des blöden Rings nicht kann. Ich spüre, wie die Betäubung Besitz von mir und meinem Bewusstsein erlangen möchte und denke mir: „Alter, red bloß keinen blödsinnigen Scheiß, wenn Du wieder aufwachst!“ Bisher hatte ich immer irgendeinen blödsinnigen Scheiß geredet, wenn ich aus einer Sedierung erwachte. Aber ich habe die Hoffnung, wenn ich es mir nur fest genug vornehme, bleibe ich, bleiben die Leute hier im Allgemeinen, davon verschont.
Aber, was soll ich sagen, hier ist wieder einmal nur der Wunsch der Vater des Gedankens. Cola-Korn ist so ziemlich das erste das ich sage, oder woran ich mich erinnern kann, es gesagt zu haben. Spitzenwitz, wie ich finde. Weswegen ich noch ein paarmal Cola-Korn bestelle, bis ich merke, wer ich bin, wo ich bin und wer so um mich herum ist. Ich würde am liebsten ein bisschen im Erdboden versinken und suche nach einem derartigen Fluchtweg. Und ich möchte nicht wissen, was ich sonst noch alles im Halbschlaf gesagt habe und ich möchte auch nicht wissen, was man hier so alles zu hören kriegt, wenn die Leute wieder so langsam erwachen. Könnte man ein Buch drüber schreiben, glaube ich. Wäre ein Bestseller.
Irgendwann, so aus dem Nichts auftauchend, sitzt der Chefarzt bei mir am Bett und erklärt mir in kurzen Sätzen, dass der Eingriff sehr positiv verlaufen ist und eigentlich keine Störfaktoren mehr im Herzvorhof sind, die den Rhythmus durcheinander bringen könnten. Das hört sich gut an und ich fühle meinen, recht flachen aber regelmäßigen Puls. Das ist doch mal schön. So kann es bleiben, denke ich und werde mitsamt Bett auf die Station gebracht, die ich für den Rest des Tages und eine Übernachtung mit meiner Anwesenheit bereichern möchte. Man schiebt mich durch den Flur, an dessen Ende ich so viele Stunden des Wartens verbracht habe und die erste Schwester von dieser Station grüßt mich von meiner Schwester. Also von meiner wirklichen Schwester, die irgendwo in den Weiten dieses großen Krankenhauses arbeitet und gefühlt auf jeder Station irgendwen kennt.
Man schiebt mich in ein Zweibettzimmer, was für mich erleichternd ist. Uff kein Vierbettzimmer! Denn es ist schon ein großer Unterschied, ob zwei oder vier Männer in einem Raum vor sich hin dünsten und außerdem ist in diesem Zweibettzimmer insgesamt viel mehr Platz. Mein Zimmergenosse bei meiner Ankunft ist nur drei Jahre älter als ich, Lehrer und total nett. Wir unterhalten uns angeregt und er erzählt mir, dass er hier ist, weil er zwei Infarkte hatte und seine sieben oder acht Stents geprüft werden, weil er sich momentan nicht so richtig wohl fühlt. Ich sag ja, viele ernste Fälle auf dieser Station und viele haben dem Sensenmann schon ziemlich direkt ins Antlitz blicken müssen. Wieder einmal fühle ich mich zu gesund für diese Station. Aber ich habe mich ja schließlich nicht selbst hierhin verlegt und natürlich hat es auch seinen Grund. Auf einem Stuhl sitzt noch ein älterer Herr, der auf seine Entlassungspapiere wartet. Er hört wie mein Nachname genannt wird, erkennt diesen und spricht mich an, weil er meinen Vater aus Jugendzeiten noch kannte. Meinen Vater, meine Mutter und große Teile meiner Verwandtschaft. Die Welt ist ein Dorf.
Der Hase kommt mich besuchen. Ich habe schon gegessen. Und weil ich noch relativ flach liegen muss, ist das keine einfache Sache. Ein bisschen Soße und Gemüse finden nicht direkt den Weg zu meinem Mund und die Decke hat ein paar Flecken. Macht mir aber nichts, ich bleibe ja nicht lange. Der Hase ist jedenfalls froh, wie alles gelaufen ist und ich bin es auch. Meine Schwester, die die hier arbeitet, kommt auch kurz vorbei und meine beiden Besucherinnen reden angeregt miteinander. Da merke ich, dass ich eigentlich noch müde bin. Und etwas später, die beiden sind gegangen, merke ich, dass ich auch ein paar Lücken im Gedächtnis habe. Ich habe keinen Schimmer, wie lange ich wach im OP Bereich gelegen habe, kann mich nicht daran erinnern, mit irgendeinem Fahrstuhl gefahren zu sein und weiß nicht im Geringsten, wer mich denn geschoben hat. Mann, Frau, Oger? Es könnten alle gewesen sein. Seltsam, denn ich dachte, ich wäre nach meiner Cola-Korn Phase sofort wieder bei mir gewesen. Hauptsache ich habe jetzt nicht auch noch meinen Mitbewohner vollgetextet.
Der Tag schleicht vor sich hin und ich schlafe manchmal ein bisschen ein. Ich habe einen gewissen Druck auf der Blase, muss aber noch ein paar Stunden liegen bleiben. Es beginnt ein kleiner Wettlauf mit meinem Verlangen nach Erleichterung und der Zeit, die ich noch vor mir habe, bis ich das rettende Ufer, also die Toilette erreichen kann. Ich lasse mir eine dieser Urinflaschen geben, die ich Notfalls ihrer Bestimmung zuführen würde. Aber ein Versuch scheitert kläglich. Ich kann das nicht. Es ist, als wäre ein Sperrventil in mir. Der Wettlauf wird immer mehr zu einer knappen Geschichte und in der Zwischenzeit schaffe ich das Kunststück mich wieder anzuziehen. Als die Not dann doch recht groß ist, sind die sechs Stunden, die ich liegen muss, auch abgelaufen und ich schleiche zur Abteilung Villeroy und Boch. Selten war eine Erleichterung spürbarer als in diesem Moment.
Es gibt unterschiedliche Aussagen darüber, ob ich eine Nacht hier verbringen soll oder ob ich doch heute noch nach Hause komme. Das hat aber mehrheitlich damit zu tun, dass mein neuer Kumpel hier neben mir, nach Hause darf. Ich bleibe diese eine Nacht. Ich kenne das ja schon, habe aber die Hoffnung, dass es hier nachts etwas dunkler sein wird, weil das Zimmer zur entgegengesetzten Seite meines damaligen Zimmers liegt. Das hatte den Ausblick zu anderen Gebäuden des Krankenhauses, die rund um die Uhr beleuchtet waren. Ich hoffe, dass die andere Seite da besser ist. Ist sie nicht, denn wie ich feststellen darf, habe ich Blick auf den Hubschrauberlandeplatz, zumindest auf einen Teil davon und der wird mit einer Art Flutlicht angestrahlt. Es ist hier nachts bald heller als tagsüber.
Aber bevor die Nacht anbricht, besucht mich noch meine Tochter und ich telefoniere mit meinem Sohn und dem Hasen. Videotelefonie. Schöne Erfindung, aber irgendwie wird es langsam dunkel und man sieht mein Gesicht nicht mehr. Habe zwar diesen Schwester Rufknopf, an dem auch ein Lichtschalter ist, aber der funktioniert nicht. Bin allein im Zimmer und möchte nicht unbedingt aufstehen. Nach dem Telefonat wird es mir mit der Beleuchtung zu dumm. Ich gehe zum leeren Nachbarbett und schalte da das Licht ein. Ich lege mich wieder hin und vergleiche die Anschlüsse über meinem Bett, mit denen des Nachbarn, bei dem ja alles funktioniert. Und damit ich etwas besser sehen kann, muss ich diesen Fernseher der neben jedem Bett an der Wand angebracht ist, ein bisschen zur Seite drehen. Für die, die ihn nicht kennen, es handelt sich um einen superkleinen Miniaturfernseher, dessen Bildschirm kaum größer als manch ein Handydisplay ist und der an einem Schwenkarm hängt. Neben ihm hängt auch ein Telefon. Beides kann man sich hier für die Verweildauer mieten. Macht aber keiner mehr.
Jedenfalls schwenke ich diesen Schwenkarm ein ganz kleines bisschen beiseite, da reißt die obere Seite der Wandbefestigung, die vor Jahrzehnten hier an die Wand gepfuscht wurde, mitsamt Schraube und Dübel aus der Wand. Der Schwenkarm kippt, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, von der Wand weg und ich versuche noch, im Bett liegend und mich nicht belasten dürfend, das Unheil zu verhindern, muss aber meine Bemühungen schon nach kurzer Zeit einstellen.
Der Kipparm kippt und mit lautem Knall schlägt der Fernseher inklusive Telefon und Arm auf meinen Nachtschrank, räumt da noch lautstark eine Flasche Wasser (Plastik) eine Teetasse (Porzellan) und ein Trinkglas (Glas) ab, bevor er mit all diesen Dingen noch lautstärker auf dem Boden aufschlägt. Ein infernalischer Lärm, der dann abrupt verklingt und eine unheimliche Stille folgen lässt. Es erinnert mich ein bisschen an den legendären Sketch „Das Bild hängt schief“ von Loriot . Das muss die ganze Station gehört haben, denke ich. Oder aber auch nicht. Ich warte einen Moment auf ein mobiles Einsatzkommando, aber es kommt niemand. Also muss ich den Schwesternrufknopf betätigen. Meiner funktioniert aber nicht. Also beginne ich zu rufen: „Hallo!“ und dann noch ein paarmal. Ich habe noch diesen Druckverband und möchte nicht unnötig umherlaufen. Aber es nützt nichts, ich gehe zum Nachbarbett, bei dem ja alles funktioniert und drücke auf den Knopf.
Eine Schwester kommt, beseitigt mein Chaos und es tut mir leid, dass sie das jetzt machen muss. Sie ist freundlich und sagt, dass ich mir keine Gedanken machen soll. Sie stellt aber auch fest, dass derjenige, der mein Bett hierhergeschoben hat, mich einfach nur abstellte und keine notwendigen Kabel eingesteckt hatte. So unter anderem die Stromversorgung für das Bett und eben die Leitung von dem Rufknopf. Und da fällt mir noch einmal auf, dass ich gar nicht weiß, wer mich hierhergebracht hat.
Ansonsten gibt es einen Personalwechsel in meiner kleinen WG. Bewohner eins ist schon ausgezogen und wurde von seiner Frau abgeholt. Und ich denke so, wie geil, ein Zweibettzimmer für mich allein. Aber die Freude währt nur kurz, denn es kommt sein stiller und alter Nachfolger. Was aber auch nicht schlimm ist, denn er ist wirklich pflegeleicht.
Die Nacht zieht sich hin. Obwohl ich sehr früh das Licht ausmache und versuche zu schlafen, werde ich immer munterer. Ich glaube ich schlafe höchstens mal eine halbe Stunde am Stück. Ansonsten döse ich immer mal wieder ein bisschen. Hin und wieder höre ich ein lautes Klagen, Stöhnen und auch Schreien aus einem Nachbarzimmer. Irgendwie ist immer jemand auf der Station, der nachts schreit, wenn ich hier bin. Das trägt nicht zum besseren Schlaf bei. Sonderbarerweise bin ich aber nicht müde, als ich erwache. Aber es gibt ein Problem. Irgendwie gibt es immer ein Problem. Nachdem ich mich mehrfach davon überzeugt habe, steht fest, dass mein Puls wieder ungerade ist. Na, hat ja nicht lange gehalten. Ich habe aber im Hinterkopf schon irgendwie damit gerechnet. Trotzdem ist das natürlich ein bisschen scheiße, ich hätte es sehr gerne mal hinter mich gebracht. Manchmal darf das Leben doch ruhig mal ein Ponyhof sein.