Der kranke Daus im Krankenhaus….weißer Hai und polnisches Hartholz

Als ich wieder erwache liege ich wieder in meinem Bett auf dem Flur. Zumindest glaube ich, dass mein Bett auf dem Flur steht. Ich bin noch ein wenig benommen, deshalb muss ich mich erstmal sortieren. An meinem Bett steht eine zierliche Schwester und ich frage sie, ob sie mich ins Bett gelegt habe. Sie sagt ja und ich entschuldige mich für die Umstände, die sie gehabt haben musste. Ein Bild auf dem sie micht schultert und über den Flur zum Bett trägt, erscheint mir vor dem geistigen Auge und es sieht nicht stimmig aus. „Kein Problem, ich hatte ja Unterstützung“, sagt sie und ich suche mit tranigen Blicken nach dem Gabelstapler der sie offensichtlich unterstützt haben muss. Ich finde keinen und auch keinen Spielmannszug. Ich frage mich, ob ich schon lange wach bin, habe aber sämtliche zeitliche Orientierung verloren.

Man schiebt mich in einen Raum. Ein Intensivbehandlungszimmer, wie ich später vermute. Ich bin nicht allein in diesem Raum, denn neben mir liegt, nur durch einen mobilen Vorhang getrennt, ein anderer Patient. Ein Patient, der nicht gerade viel sagt, aber eklatante Probleme mit der Atmung hat. Hin und wieder möchte er sich sozusagen Luft machen und es klingt wie ein verstopfter Abfluss, wenn er ein und aus atmet. Bedenklich, was der Mann so an Schleim in seinen Atmungsorganen angesammelt hat. Es gruselt mich ein bisschen. Besonders wenn er erstmal schleimt und dann Stille ist. Ein Pfleger kommt herein, geht zu meinem Nachbarn und sagt: „Na Frau Schmidt, alles in Ordnung bei Ihnen?“

Huch, eine Frau also. Na das macht das Ganze noch ein bisschen schlimmer. Frau Schmidt scheint irgendwas zu antworten, aber ich kann keinen noch so kleinen Wortfetzen erkennen. Der Pfleger aber schon. „Nein, Frau Schmidt, sie sind auf der Straße zusammengeklappt“, sagt er. Eine weitere Frage von dem lebenden Ausguss Frau Schmidt und der Pfleger antwortet: „Nein, sie sind hier auf der Intensivstation im Krankenhaus.“ Noch eine Frage. „Ob sie sterben müssen?“, fragt der Pfleger. „Nö, ich denke nicht“, fügt er beinahe fröhlich hinzu. Ja, er scheint ein sonniges Gemüt zu haben.

Ich liege und bin voll verkabelt. Ein Monitor befindet sich über meinem Kopfende und ich kann darauf meine Herztätigkeit erkennen. Ich bin kein Fachmann, aber im Vergleich zu anderen EKGs von mir bisher, sieht dieses hier hervorragend gleichmäßig aus. So wie bei einem Menschen ohne Vorhofflimmern. Yeah, Erfolg gehabt, denke ich und bin ein bisschen glücklich. Frau Schmidt freut sich mit einer neuen Schleimattacke anscheinend auch ein wenig für mich mit. Mein Ruhepuls ist gerade so bei 42 bis 45 Schlägen und ich habe einen Geschmack im Mund, den ich als medizinisch beschreiben möchte. Ich habe momentan keine Ahnung, ob die Herzfrequenz niedrig ist, oder nicht. Meine Atmung ist flach und ich habe das Gefühl, als wenn ich nicht so richtig Luft holen kann. Aber das würde gleich vorübergehen, sagt ein Pfleger, der mich ein bisschen betreut.

Ich fühle mich ein wenig erschöpft, so als wenn man diverse Schläuche in mich geschoben hätte. Ich bemerke eine Art Druckverband an der rechten Leiste. Noch im Vorfeld haben der Hase und ich gerätselt, wie man denn an einer Leiste einen Druckverband anlegen können soll. „Mit einem Spanngurt“, scherzte ich. „Aber dann kannst Du ja gar nicht auf Klo gehen“, sagte der Hase und ich hatte seit dem ein paar ungute Erwartungen in diesen Druckverband. Ich kann mich noch nicht so richtig aufrichten, aber auf ein erstes Fühlen hin würde ich mal sagen, dass kein Spanngurt um meine Hüfte gespannt wurde. Ich bin beruhigt. Der Verband besteht vielmehr aus einer dicken Kompresse, die mit stramm angebrachten Pflastern auf die Naht an der Leiste gedrückt wird. Allerdings hat man mir noch vor dem Eingriff gesagt, dass ich nach der Operation sechs Stunden Bettruhe haben werde.

Es ist irgendwas zwischen 13 und 14 Uhr. Das entnehme ich einer Uhr an der Wand. Seit 13 Uhr bin ich aus dem OP. Sechs Stunden dazu, dann würde ich bis 19 Uhr liegen müssen. Und ich bin dem Herrgott dankbar, dass ich den ganzen Tag weder gegessen noch getrunken habe. Seit gestern Abend genaugenommen. Denn wenn es etwas gibt, was bei einer Bettruhe wichtig ist, dann ist es: nicht müssen zu müssen. Denn ich werde weder in so eine komische Flasche, die wie eine WC Ente aussieht, pinkeln, noch werde ich mich auf einer Bettpfanne erleichtern. Und wenn es mir Blase und Darm zerreißt. Aber wie gesagt, ich habe mich lange nicht mehr ernährt und wo nichts reinkommt, kann auch nichts raus wollen.

Ich dachte vorher, ich würde wieder in mein Zimmer kommen, um da meine Bettruhe zu verbringen, aber Pustekuchen. Ich muss noch bleiben. „Wir wollen sie noch ein bisschen überwachen“, sagt der nette Pfleger. Was ein paar Probleme aufwirft. Von denen ist zunächst ein fehlendes Mittagessen das Größte. Der Pfleger besorgt praktisch aus dem Nichts ein Mittagsmahl der Krankenhausküche. Etwas das wie Königsberger Klopse aussieht und erstaunlicherweise auch so schmeckt. Es schmeckt sogar sehr gut, ist aber viel zu schnell vorbei. Das ist das nächste, was die Krankenhauswelt von der realen Welte unterscheidet. Die Portionen sind hier gelinde gesagt ein bisschen spärlich. Meinen Plan, langsam zu essen und so meinem Magen vorzugaukeln, er habe hier eine Menge zum Verdauen bekommen, scheitert. Er scheitert an meinem Magen, der mir sagt; „Hau rein, wer weiß, wann es wieder was gibt!“ Und ich gehorche. Schneller als ein Paketbote, Paketbote sagen kann, ist der Teller leer und ich widerstehe nur mühsam dem Impuls den Teller noch sauber zu lecken.

Das zweite große Problem ist, dass mein Handy natürlich in meinem Zimmer liegt und ich jetzt nicht dem Hasen eine Whatsapp senden kann. Also liege ich tatenlos neben Frau Schmidt, die einige äußerst bedenkliche Geräusche aus ihrer Lunge absondert, und warte darauf, dass ich irgendwann mal abgeholt werde. Die Zeit verrinnt zäh wie ein Kaugummi an einer Schuhsohle und es passiert nichts. Ich bleibe aber geduldig. Da kommt der Pfleger mit einem Telefon vorbei. „Für sie“, sagt er, „ein Hase!“. Natürlich sagt er das nicht, aber es wäre doch witzig gewesen. Er sagt: „Ihre Frau.“

Ich liege schon seit ein paar Stunden hier und der Hase ist uninformiert und deswegen auch berechtigterweise ein bisschen nervös geworden. Deshalb hat sie auf Station angerufen. Die sagten, ich sei immer noch auf Intensiv, was einige Hasenalarmglocken hat schrillen lassen. Man stellt sie nach unten durch und so telefoniere ich mit meinem Hasen und kann auf ganzer Linie beruhigen. „Es geht mir gut“, bringe ich noch hervor, bevor eine Batterie an Fragen auf mich zurollt und ich versuche das Nötigste zu beantworten, weil ich die Leitung hier nicht blockieren möchte. Außerdem kommt gerade der Chefarzt vorbei, um mir zu sagen, wie alles verlaufen ist. Und so wichtig mir mein Hase auch ist, aber in diesem Fall geht der Chefarzt vor.

Es sei soweit alles gut verlaufen, sagt er und dass von vier zu verödenden Stellen nur drei auch wirklich bearbeitet werden konnten. „Die vierte lag zu dicht an dem Zwerchfellnerv“, sagt er und dass man da nichts riskieren habe wollen. „Aber das ist nicht dramatisch und beeinträchtigt den Erfolg der Behandlung nicht“, sagt er und ich bin gewillt ihm zu glauben. Schließlich hat er ja Medizin studiert und ich nicht. „Er kann dann jetzt auch nach oben“, sagt er zum Pfleger und es freut mich das zu hören. Schließlich ist es auch schon beinahe 16.30 Uhr und ich wäre nicht weiter böse, auf die Gesellschaft von Frau Schmidt verzichten zu können. So als wenn sie meine Gedanken lesen könnte, sondert sie in diesem Augenblick eine weitere Ladung Schleim ab und irgendeine Gerätschaft sendet ein Alarmsignal. Es ist, als will sie mir sagen:“ Jungelchen, Du bleibst hier noch ein bisschen.“

Ein Mann vom Bettenschubsdienst (ich weiß, dass das nicht so heißt, aber ich kenne den richtigen Ausdruck nicht) kommt gerade um die Ecke und ich räuspere mich lautstark. Eine Botschaft an Frau Schmidt, die da sagen soll: „Ätsch Mann, Dir werde ich was husten!“. „Ich soll hier einen Herrn Daus abholen“, sagt der auch wieder gleichgültig wirkende Bettransporteur. Es ist zwar ein anderer als heute morgen, aber er scheint sich auch nicht zu freuen, mich schieben zu müssen. „Ich bin hier!“, sage ich und meine Hand schnellt nach oben. Ich melde mich, damit er mich auch ja nicht vergisst. Und mir ist klar, dass ich noch immer keine heiße Blondine bin, aber trotzdem habe ich die Hoffnung, dass er mich auch wirklich mitnimmt. Und er biegt auch schon in meine Richtung ab. Gleich hat er das Zimmer erreicht. Frau Schmidt röchelt noch einmal. Und just in dem Augenblick, als mein Spediteur in das Zimmer treten will, kommt ein grünbekittelter Mann herein und sagt:“ Nee, der bleibt noch ein bisschen. Ich muss noch einen Ultraschall vom Herzen machen!“

Plopp macht es und meine Freude ist ein bisschen gedämpfter. „Aber solange kann ich nicht warten“, sagt der Bettenbedienstete. Verständlicherweise, denn ich vermute, die sind mit ihren Touren stramm durchgetaktet. Er meint noch, dass in zehn Minuten ein Kollege vorbeikäme, der die Tour übernehmen könnte. Was ja nicht gerade sehr lang ist und mich ein bisschen aufmuntert. Allerdings dauert es noch mindestens 15 Minuten, bis der Grünkittel kommt, um den Ultraschall zu machen. Ich nehme mal an, dass es ein Arzt ist, denn irgendwie tragen hier alle grüne Kittel, egal ob Pfleger oder sonstwer. Ich habe schon ein paarmal einen Ultraschall bekommen, aber noch nie vom Herzen und ich bin überrascht mit welch roher Gewalt man dabei gehen muss. Der Schallende drückt hier und drückt da, immer dort, wo man das Herz in der Näher verorten würde. Es fühlt sich allerdings so an, als wolle er das Herz rausdrücken. Ob der Gute mit dem vom Testzentrum verwandt ist? Man weiß es nicht.

Das Herz scheint soweit in Ordnung zu sein und Rippen sind auch nicht gebrochen, vermute ich. Die zehn Minuten ziehen sich wieder hin und werden zu Stunden. Und an Frau Schmidt gewandt, huste ich ein: „Hildegard, sagen sie jetzt nichts.“ Und ich suche komischerweise nach einer Nudel in meinem Gesicht. Ich weiß nicht ob sie Hildegard heißt, aber sie tut mir den Gefallen und bleibt erstmal ruhig. Es ist in so einem Intensivzimmer auch ein bisschen, wie in einem Taubenschlag und laufend kommt hier medizinisches Personal rein. Und jeder sagt irgendwie: „Ach Sie sind immer noch hier?“ Tja was soll ich sagen, selbst schieben soll ich ja nicht. Aber ich denke auch immer wieder an die Notfallpatienten, denen es wirklich schlecht geht und dann ist das alles auch wieder relativiert mit meiner Warterei.

Und dann, es ist gerade mal 19 Uhr, werde ich doch tatsächlich abgeholt. Frau Schmidt gurgelt noch etwas zum Abschied und ich werde auf Station gebracht. Komischerweise hat es etwas von Heimkommen, wenn man in sein Zimmer gebracht wird. Zu diesem Zeitpunkt ist nur noch mein polnischer Freund anwesend. Wie ich aus seinem rudimentären Deutsch erfahre, ist Triefnase entlassen worden. Ich kann nur nicht ganz erkennen, ob aus eigenem Wunsch oder geplant. Ich klingele nach einer Schwester, denn ich möchte mich zurückmelden und fragen, wie es mit dem Aufstehen ist. Und vor allem habe ich Hunger, denn ich habe heute kein Frühstück gehabt und die Klopse sind auch schon ein paar Stunden her.

Aufstehen soll ich, wenn möglich, noch ein bisschen mit warten und mein Essen wird mir umgehend gebracht. Ein Tablett, wie man es aus Krankenhäusern kennt, mit einem großen runden Deckel in der Mitte. Ich nehme den Deckel ab und reflexartig möchte ich einen alten Kalauer anbringen: “ Das kann ich doch gar nicht annehmen! Ich kann doch nicht annehmen, dass das schon alles sein soll!“ Zwei Scheiben Brot, drei Scheiben Wurst, die so dünn geschnitten sind, dass man beinahe durchsehen kann und eine Scheibe Käse. Wer soll das bloß alles essen? Über unserer Tür steht ein Bibelspruch: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Und ich lenke den Blick des Herren auf dieses Tablett und sage: „Herr Hirte, was passt nicht an diesem Bild?“

Nein echt, ich kann auch genügsam sein, gerade mit dem Hintergrund, dass ich hier nur rumliegen werde, aber mal Hand aufs, gerade regelmäßig schlagende, Herz, ein bisschen mehr hätte es schon sein können. Ein Hirtensalat vielleicht, oder Hirtenkäse. Wie dem auch sei, ich inhaliere das was man mir kredenzt hat und mache mich daran, mir endlich mal wieder etwas anzuziehen, denn ich liege immer noch in diesem Hemd im Bett. Das Hemd ist allerdings mächtig verrutscht und eigentlich habe daher ich nichts an. Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr beuge. Schließlich habe ich eine frische OP Narbe in der Leistengegend. Es ist ein Kunststück sich unter diesen Voraussetzungen wieder zu bekleiden. Einige der Figuren, die ich dabei mache, kennt man nur vom Eiskunstlauf. Die Bielmannpirouette eignet sich im Übrigen sehr dafür seine Unterhose über den Knöchel zu schubsen. Ein langer und zäher Kampf das Ganze und ich bin auch erstmal erschöpft, als ich fertig bin.

Mein nörgelnder Mitpatient wird ebenfalls zurückgeliefert. Er kann sich allerdings auch schon einfach auf der Bettkante hinsetzen, während ich hauptsächlich liege und meine Wunde schone. Naja, vielleicht hat er ja ne andere Behandlung bekommen. Er ist noch der Meinung, dass es nur mit Vorhängen an den Fenstern nicht dunkel genug werden wird und er nicht schlafen kann, als er sich hinlegt und in einen weiteren Schlaf fällt. Ein bisschen später schläft auch mein Pole ein und ich liege wach, obwohl ich eigentlich doch müde bin. Ich höre ein bisschen Musik über meinen Kopfhörer und rätsel ein paar Dutzend Sudokus, als mich dann doch die richtige Bettschwere überkommt. Ich nehme die Kopfhörer ab und lege mich in Schlafposition. Mir schmerzt der Rücken ein wenig, weil ich ja schon den ganzen Tag liege.

Mein rechtes Auge klappt zu und das Linke ist geneigt, seinem Beispiel zu folgen. Da merke ich, dass irgendwas nicht so richtig stimmt. Es ist nicht ruhig. Natürlich weiß ich, dass es niemals ruhig im Krankenhaus ist, aber das ist nicht das Problem. Nein, mein unzufriedener Mitbewohner hat sich entschlossen seine Schnarchaktivitäten zu erhöhen. Wie mir ja schon bekannt war, hat er einen ziemlich kurzen Atemintervall. Aber das jemand beim Ein- und Ausatmen schnarchen kann, ist mir neu. Da er dabei immer kurz und heftig atmet, klingt es in etwa so, wie die Melodie vom weißen Hai. Also die, wenn der Hai kommt. Nur, dass er es etwas langsamer schnarcht. Aber die „Melodie“ passt. Aber es ist ein eher leichtes Schnarchen. Kein Wunder, denn wie möchte man kraftvoll klingen, wenn man nicht vernünftig Luft holt.

Es ist, wenn man Schnarchen mit Holz sägen gleichsetzen möchte, als wenn er an einem Fichtenbestand mit kleinen Bäumen herumsägen würde. Nervig zwar, aber noch zu ertragen. Vielleicht kann ich dann ja doch trotzdem einschlafen. Just in diesem Moment, als ich diesen Gedanken hege, stimmt mein polnischer Mitbewohner in das Konzert ein. Und war der deutsche Wald noch leichtes Fichtenholz, so ist das polnische Pendant aus ganz anderm Holz geschnitzt. Mit dem Lungenvolumen eines Sporttauchers scharcht er mit einer Inbrunst und Lautstärke, dass ich meine, die Fensterscheiben würden leicht vibrieren. Ich halte mich reflexartig an meinem Bett fest und begrabe meine Einschlafgedanken.

Und so lausche ich den Klängen, deren Tonart ich nicht kenne. Während der Nörgler den Rhythmus vorgibt, übernimmt der Pole die Melodieführung. Ein Konzert der besonderen Art und ich bin beinahe geneigt, mich als Dirigent zu betätigen. Die Intensität ist dabei unterschiedlich. Mal sind die Klänge verhalten, die Rhythmussektion zurückhaltender und dann schwillt das alles zu einem infernalischen Crescendo an. Und ich denke, wenn jetzt noch eine Posaune ein Solo spielen würde…..Der Gedanke ist noch nicht beendet, da sondert einer der beiden eine lautstarke Blähung ab. Da hat man das mit der Po Saune aber wörtlich genommen. In Worte gefasst würde das Ganze so aussehen: „Schnarchschnarchschnarchschnarch“ der Rhythmus…..“Schnaaaaaaaaarch, Gruuuuuuuuunz“ der Melodiebogen…….und „Pfurz“, das Solo. Man kann sagen was man will, aber mir wird hier schon eine Menge geboten. Da lohnt das Wachbleiben. Schlaf wird sowieso überbewertet.

Doch dann, es ist gerade 2.35 Uhr, endet das Konzert abrupt. Ich kann gerade noch an mich halten und verlange keine Zugabe. Ich lege mich auf die Seite, die Augen klappen zu und ich schlafe ein. Endlich. Sauber! Es ist circa 2.47 Uhr. Wurd auch Zeit. Vielleicht sollte ich auch ein bisschen schnarchen. So als kleine Rache. Ich beginne zu träumen, da geht plötzlich die Tür auf und Licht wird in der Waschecke angemacht. Im Ernst jetzt? Das Licht ist vielleicht nicht sonderlich hell, aber für mich fühlt es sich an, wie das Flutlicht in einem Fußballstadion und ich bin wach. Es ist drei Uhr, hatte auch langsam mal genug geschlafen. Grund des nächtlichen Überfalls: Ein neuer Patient wird eingeliefert. Ein älterer Herr, der schweigsam ist und jetzt erstmal auf seinem Kindle oder was auch immer irgendein Buch lesen muss.

So aus dem Schlaf gerissen, kann ich nicht wieder einschlafen. Ich wälze mich hin und her. Wobei ich nicht auf die rechte Seite wälzen kann, denn da ist ja der Druckverband und der drückt dann. Daher hat er wohl auch seinen Namen. Der Rücken schmerzt, ich bin erschöpft und liege wach. Wie gerne wäre ich zu Hause. Kein Flutlicht, kein Schnarchkonzert, sondern nur einen Hasen. Ach ja…..es ist ja bald geschafft. Schließlich werde ich ja heute entlassen. Irgendwo in der Ferne erwachen die Vögel und beginnen zu zwitschern und ich schlafe immer noch nicht. Der Leser neben mir liegt halb sitzend mit seinem Kindle in der Hand und hat den Mund offen und schläft. Aber wenigstens schnarcht er nicht. Ich bin kurz davor doch noch ein bisschen einzudösen, als sich die Tür öffnet. Die Frühschicht kommt vorbei, nach dem Rechten sehen. „Und, wie haben sie geschlafen?“, fragt die nette Schwester. Den Umständen entsprechend sage ich zerknirscht.