Der Cretin auf Kreta

Prolog

Es ist nicht so, dass der Hase immer Recht hat. Auch wenn der Hase meint, dass es immer so sei. Ohne mich jetzt weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, ist es vielmehr so, dass ich im Allgemeinen schon ziemlich häufig Recht habe und der Hase zweifelt es genauso häufig an. Recht zu haben erfüllt mich dann aber auch jedes Mal. Man hält sich dann auch ein bisschen für allwissend. Soweit so gut. Aber natürlich gibt es auch genügend Momente, wo der Hase im Recht ist. Und dann sollte man eigentlich schon auf sie hören. Das unterlasse ich dann gerne, weil man ja auch ein bisschen überheblich wird, wenn man andauernd das Recht gepachtet hat.

Als ich meinen Schlaganfall hatte, habe ich auch nicht auf die Stimme der Hasenvernunft gehört und mir damals geschworen, dass ich im Zweifelsfall vielleicht auch mal vom hohen Ross steigen sollte. Natürlich mache ich das eher selten und so kam es, dass eine zufällige Blutdruckmessung kurz vor unserem Urlaub zu einem Aha-Erlebnis der etwas anderen Art führte. Der Hase hatte bei sich selbst gemessen, einfach zur Kontrolle. „Mach Du auch mal“, sagte der Hase. Und ich: „Nö!“ Damit war das Thema für mich beendet.

Aber nicht mit dem Hasen. Mein Hase kann manchmal sehr bestimmt sein und ich manchmal sehr nachgiebig. Also hatte sie mir das Gerät angelegt und es zeigte den Wert: 275:146 an. Offensichtlich war der Apparat kaputt. Mit solchen Werten kann man sich ja eigentlich nicht auf den Beinen halten. Aber weit gefehlt. Um es abzukürzen: Der Blutdruck war und blieb sehr hoch und da wir nicht wussten, was das bedeutet, verbrachte ich einen Abend in der Notaufnahme, wo man eigentlich nicht viel machte, außer Blutproben zu nehmen und mich unter Beobachtung zu haben.

Die gute Nachricht war, dass ich ja schon länger mit hohem Blutdruck zu tun habe und auch schon länger in medikamentöser Behandlung bin. Die nächste gute Nachricht war, dass ein solcher Blutdruck dann nicht so krass schlimm ist, wie bei einem normal beblutdruckten Menschen. Es ist wie mit einem Alkoholiker, wenn der Körper sich an seinen abnormen Zustand gewöhnt hat. Der kann dann mit dreieinhalb Promille vielleicht noch besser Auto fahren, als manch ein Abstinenzler. Der normale Mensch wäre bei diesem Wert wahrscheinlich schon tot oder im Koma. Beim Blutdruck ist das ähnlich und einen hohen Blutdruck bemerkt man nicht unbedingt. So kam ich zu diesem Wert und dagegen wurde dann auch gleich was unternommen.

Man hat nun meine Medikation angepasst um so einen normalen Blutdruck herzustellen. Es braucht ein paar Tage, bis die neuen Tabletten wirken. Das Blöde war, dass ich natürlich solange alle Anfragen vom Hasen ignoriert hatte, dass dieses schlechte Ergebnis kurz vor Abflug nach Kreta, unserem Urlaubsziel in diesem Jahr, auf den Tisch kamen. Man hätte das natürlich auch viel früher machen können, wenn man einfach auch mal auf seinen Hasen gehört hätte. Ich gelobe Besserung. Nee, jetzt wirklich. Kein Scherz. Doch nun zur eigentlichen Geschichte.

Kapitel 1

Ready to take off

Die diesjährige Urlaubsgeschichte führt uns wie gesagt nach Kreta und hat die Besonderheit, dass wir sie zusammen mit meinen Schwiegereltern unternehmen. Zur vereinfachten Darstellung werden sie im Folgenden, sofern notwendig, mit Omma und Oppa benannt. Die Idee mit ihnen zu vereisen schwebte schon länger im Raum und in diesem Jahr wollten wir es doch wirklich umsetzen. Da ich selbst schon mit großen Schritten auf die 60 zugehe und mein Hase nur ein paar Jahre jünger ist als ich (optisch liegen da Welten zwischen uns und ich könnte glatt als ihr Vater durchgehen), kann man sich natürlich vorstellen, dass meine Schwiegereltern nicht mehr die Jüngsten sind. Und auch wenn sie insgesamt noch sehr gut beieinander sind, machten wir uns im Vorfeld schon Gedanken, ob sie für diese Reise auch gesund genug bleiben würden. Unnötige Gedanken, wie sich herausstellen sollte. Man hätte so gesehen lieber vor der eigenen Tür kehren sollen. Aber wie konnte man ahnen.

Der Countdown vom Tag der Buchung (Ende Januar) bis zum Abflug war zunächst sehr schleppend gegangen und raste dann zum Ende hin. Die Geschichte mit dem Blutdruck brachte dann noch ein bisschen Spannung, die man eigentlich nicht gebraucht hätte. Aber nun ist es soweit, es geht los. Es ist halb zwei nachts und ich habe sogar ein bisschen geschlafen. Unser Flug geht um 5.55 Uhr und wir haben, das heißt der Hase hat, zusammen mit unserem Sohn schon ein Online-Checkin vorgenommen und einen Timeslot für die Sicherheitsüberprüfung am Flughafen reserviert. Das spart viel Zeit vor Ort und erfordert viel mehr Zeit zu Hause und funktioniert eigentlich nur, wenn man sich damit auseinandersetzten möchte und der eigene Nachwuchs einem dabei hilft. Ich hingegen bin dabei keine große Hilfe. Ich habe andere Vorzüge. Mir fällt zwar auf die Schnelle keiner ein, aber irgendwas wird es schon geben.

Die Koffer geben wir am Automaten ab. Am normalen Schalter würde das für jeden 20 Euro extra kosten. Für Omma und Oppa keine Ideallösung und ohne den Hasen würden sie sich auch lieber an den Schalter stellen. Wir also hin zum Automaten und ich scanne meine Bordkarte, die der Hase uns jeweils auf unsere Handys gezaubert hat, stelle meinen Koffer auf das Band, drucke das Label aus, das man an den Koffer klebt, klebe es an den Koffer und warte, dass er auf dem Fließband verschwindet. Da erreicht mich ein Hasenzwischenruf. Oppa hat gerade entdeckt, dass der automatische Schalter an dem ich stehe, nicht zur Fluggesellschaft passt, die das Privileg hat, uns in den Süden mitnehmen zu dürfen.

Condor heißt unsere Fluglinie und auf einem Bildschirm über mir erscheint wohl irgendeine andere Gesellschaft, deren Name jetzt nicht weiter wichtig ist. Aus Angst, dass mein Koffer nun in irgendeinem anderen Flieger verschwindet und ich mich mit einer Unterhose über die Dauer von acht Tagen begnügen muss, nehme ich meinen Koffer vom Band, kurz bevor er in den finsteren Gängen des Flughafens verschwindet. Ich blicke dann selbst auch auf den Bildschirm und stelle fest, dass dort eigentlich alle paar Sekunden das Bild wechselt und eigentlich so ziemlich jede Fluggesellschaft erscheint. Und ja, Condor ist auch dabei. Hätte also meinen Koffer ruhig auf dem Band lassen können. Ich fühle mich wie ein Provinzler, der in die große weite Welt geschickt wird und im Prinzip bin ich das ja auch. Egal wie oft ich reise, es wird einfach nicht besser und einfacher wird es auch nicht.

Wir geben nun alle unsere Gepäckstücke auf. Ich als Letztes. Und da ist auch schon das erste Problem. Da ich ja bereits alle Schritte vollführt hatte, dann meinen Koffer kurzentschlossen wieder vom Band nahm und nun nochmal einchecken möchte, erkennt der Apparat, dass dieses Gepäckstück doch eigentlich schon weg sein sollte und weigert sich, es noch einmal anzunehmen. Ziemlich störrisch für einen Automaten, wie ich finde. Man möge doch einen Mitarbeiter kontaktieren, erscheint im Display. Ich mache mich auf die Suche nach einem, werde aber nicht fündig. Ich gehe wieder zu meiner kleinen Reisegruppe, die einen Mitarbeiter gefunden har und ihm die Sachlage erklärt.

Da fällt es mir zum ersten Mal auf. Alle drei Familienmitglieder (also Omma, Oppa und der Hase) bilden ein eingeschworenes Team. Sie reden alle gleichzeitig auf den armen Mann ein und schildern die jeweils eigene Sicht der Dinge. Manches Detail stimmt vielleicht nicht so ganz, aber sie reden trotzdem. Jeder hat so seinen Blickwinkel und alle meinen das Gleiche, aber nur mit anderen Worten. Am Ende hat der junge Mann erstmal ein großes Fragezeichen im Blick und mit viel Mühe und einigen Kommentaren von allen Seiten (ich mische mich auch noch mit ein) schält sich die Wahrheit heraus und der Blick des Angesprochenen erhellt sich.

Mein Koffer kommt auf das Band, der Mitarbeiter tippt ein bisschen auf einem Display rum, zaubert aus seiner Westentasche einen zerknüllten Beleg für die Abfuhr des Gepäcks und der Koffer verschwindet auf nimmer Wiedersehen. Zumindest für den Moment und ich hoffe, dass er zusammen mit mir nach Kreta fliegen möchte. Also der Koffer, nicht der Angestellte, der ist mir eigentlich jetzt wieder ziemlich egal.

Die erste Hürde ist genommen, auch wenn bei mir immer noch ein Rest von Ahnungslosigkeit bleibt. Und ich habe die Vermutung, dass ich damit nicht ganz allein bin. Wir haben nun erstmal ein bisschen Zeit, bis wir unseren Timeslot für die Sicherheitskontrolle erreicht haben. Den hat der Hase gebucht und eigentlich ist er sehr praktisch. Man muss zu einem extra Durchgang, den man nur zur gebuchten Zeit nutzen kann und braucht sich nicht mit dem gemeinen Fußvolk in einer großen Schlange für den normalen Schalter anstellen. Das kostet nichts extra und ist in etwa so wie der Expresseingang in einem Freizeitpark, nur dass man hier nicht extra dafür zahlen muss, um dem Proletariat der Flugreisenden ein bisschen überlegen zu sein. Ein Hauch von VIP wenn man so will.

Im Vorfeld gab es intern ein paar unterschiedliche Auffassungen darüber, was man mit in den Flughafen nehmen sollte und was lieber nicht. So wollte der Hase etwas Wasser zum Trinken dabei haben und ein paar geschmierte Brötchen für den Flug. Omma war auch für Wasser und Oppa eigentlich total dagegen. Schließlich müsse man es vor dem Sicherheitscheck getrunken haben. „Wenn wir da durch sind, dann kaufe ich dir so viel Wasser, wie du möchtest“, hatte er seiner potentiell durstigen Gattin gesagt. Ich meinerseits konnte den Hasen davon abhalten, für uns beide jeweils einen halben Liter mitzunehmen, weil ich auch sonst nie um vier Uhr morgens mir einen halben Liter Wasser reinkippen würde. Mit Bier wäre das schon etwas anderes, aber diesen Vorschlag verkniff ich mir.

Also wollte der Hase nur einen halben Liter mitnehmen, den wir uns dann teilen würden. Man muss wissen, dass so ein halber Liter später im Flughafen auch gerne mal knapp vier Euro kosten würde. Oppa ist etwas ungeduldig und möchte schon durch die Kontrolle und nicht extra auf unseren Slot warten. „Aber ich habe doch noch Wasser mitgebracht, das müssen wir erst austrinken“, sagt der Hase und stellt zufällig fest, dass sie doch zwei Halbe (Wasser) mitgenommen hat. Nun müssen Oppa und Omma auch mittrinken. 50% von den beiden machen es etwas zähneknirschend. „Ich dachte, du hast eins mitgenommen“, sage ich. „Dachte ich auch“, sagt der Hase. Wir stehen vor einem Rätsel. Wahrscheinlich hat eine Zellteilung bei den Trinkflaschen stattgefunden. Kann ja mal vorkommen.

Es bleibt noch Zeit und wir bleiben sitzen; zumindest bis wieder eine gewisse Unruhe entsteht. Unruhe ist ein fester Bestandteil im Leben vom Hasen und ihrer Familie. Also gehen wir zu unserem Priviligierteneingang und müssen nun da warten, bis wir an der Reihe sind. Wir warten da im Stehen. Man hätte ja auch sitzen bleiben können, aber die Unruhe ist etwas, das nicht gerne sitzen bleibt. Durch unseren Eingang kommt man nur, wenn man eine Zeit gebucht hat und zu dieser dort mit seiner Bordkarte auftaucht. Das ist nicht jedem klar und so versuchen es auch die einfachen Leute, die nicht gebucht haben, hier durchzukommen. Was natürlich erfolglos ist und mich ein bisschen amüsiert. Die kleine Schadenfreude am Morgen ist doch auch mal schön.

Der Hase tickt da anders und erklärt den Unwissenden, was sie gerade falsch machen. Der Hase könnte auch im Flughafen arbeiten und den Leuten die Welt hier erklären. Die Unruhe meiner angeheirateten Reisegruppe möchte nicht mehr warten und so gehen wir in Richtung des normalen Eingangs. Ich trotte, wie immer, willenlos hinterher und denke, dass das nicht die beste Strategie ist. Die Menschenmengen, die dort warten überzeugen auch den letzten Zweifler davon, dass unser gebuchter Einlass, doch viel besser ist.

Kurz darauf ist es soweit und wir werden gecheckt. Keine Probleme, auch wenn Oppas Rucksack noch einmal nachgeprüft werden muss. Wir eilen durch den Duty Free Bereich und müssen zu unserem Gate. Das hat die Nummer 48 und ist in etwa so weit weg, wie Bötersen von Hamburg. Alles was Recht ist, aber ich wusste gar nicht mehr, wie gr0ß der Hamburger Flughafen ist. Es ist ein endlos langer Schlauch, durch den wir wandern müssen, nachdem Oppa seiner Angetrauten so viel Wasser gekauft hat wie sie haben möchte. Der Hase hat uns auch noch jeweils eine Flasche gekauft.

Wir wandern also so lang und nach Durchqueren der ersten Zeitzone erscheint rechts am Rand der Eingang zu einer Toilette. Diese Gelegenheit möchte Oppa zu seiner Erleichterung ergreifen und wir drei anderen setzen uns auf Stühle, die gegenüber darauf warten, dass sie uns beherbergen dürfen. Der Eingang zur Toilette ist seitlich und Oppa verschwindet dort, wie angekündigt. Omma und ich sind ein bisschen aus der Puste und der Hase ein bisschen ungeduldig, während wir auf Oppa warten. Der wiederum einfach nicht wieder zum Vorschein kommt.

Wir warten noch länger und so langsam stellt sich die Frage, was er dort so lange treibt. Natürlich kann man es erahnen, aber der Zeitrahmen kommt uns doch komisch vor. Nicht, dass irgendwas passiert ist. Kopf beim Händewaschen gestoßen oder dergleichen. Man beginnt sich ein paar Dinge auszumalen, als plötzlich das Hasentelefon klingelt. Wobei es streng genommen nicht klingelt, sondern als Klingelton das Schnattern einer Ente hat. Es schnattert also, Oppa ruft an. Es ist einer der skurrileren Moment in meinem Leben, als das Schnattern einer Ente einen Anruf von einer Toilette morgens kurz nach fünf im Hamburger Flughafen ankündigt. „Mist“, denke ich, „da muss was passiert sein und ich muss hin.“

Aber weit gefehlt. Oppa ist schon längst wieder draußen und schon zu Gate 48 gegangen und hat dort festgestellt, dass wir noch gar nicht da sind. Wir haben derweil den Moment verpasst, an dem Oppa wieder von der Toilette zurück war. Wir zotteln also los und es gibt ein kurzes und emotionsloses Wiedersehen, bevor wir nach kurzer Wartezeit in unseren Flieger steigen können. Es scheint eher Liliput Airlines zu sein, mit der wir fliegen. Der Gang ist schon schmal, aber die Sitze sind noch schmaler und so etwas wie Beinfreiheit ist offensichtlich ein Fremdwort. Wir setzen uns hin und ich fühle mich vakuumverpackt, wie frisch gemahlener Kaffee.

Anschnallen muss man sich eigentlich nicht, wir sind formschlüssig beladen. Geistesgegenwärtig habe ich vor dem Hinsetzen meinen Gürtel gelockert und den Hosenknopf aufgemacht. Jetzt im Sitzen (also das was man unter diesen Umständen so Sitzen nennen kann) wäre es eigentlich unmöglich noch irgendeine Lockerung zu erwirken. „Mach doch mal die Beine lang“, sagt der Hase, der seine Beine ein bisschen unter dem Vordersitz ausstrecken kann. „Dafür sind meine Beine zu lang“, sage ich und demonstriere, dass ich sie nich ausstrecken kann. Das tut dem Hasen leid, denn sie sieht, wie unbequem ich hier sitze. Mein Rücken ist kerzengerade und sogar ein bisschen nach vorn geneigt. Die Beine habe ich leicht gespreizt, damit die Füße den Boden berühren können.

“ Du musst deine Beine mal ausstrecken“, sagt der Hase. „Dafür sind sie zu lang“, sage ich. Und der Hase demonstriert wie es bei ihr geht und ich demonstriere wie es bei mir nicht geht. Und der Hase sagt, dass ich sie einfach lang machen muss. Das geht so eine Weile hin und her, bis wir uns darauf einigen, dass ich ein zusätzliches Gelenk im Schienbein haben müsste, um mir eine andere Sitzposition zu verschaffen.

Wir heben ab und der Flug verläuft störungslos. Zeit für meine morgendliche Tabletteneinnahme. Der Hase nestelt die dazugehörige Schachtel aus ihre Handgepäckstasche, die seltsamerweise noch Platz im Fußraum gefunden hat. Ich möchte mir die Tabletten selbst nehmen, aber der Hase ist im Bemutterungsmodus und gibt sie mir auf meine Handfläche. Mit dem Erfolg, dass eine Tablette herunterfällt und zwischen den Sitzen verschwindet. Nie im Leben komme ich da ran, um sie zu suchen., denke ich und nehme die verbliebenen Tabletten ein, mit dem Gedanken, dass das auch einmal so reichen wird. Aber der Hase hat meinen Sitznachbarn, ein junger Mann mit Bart, schon die Anfrage zukommen lassen, ob er nicht mal eben aufstehen könnte, was er ohne mit der Wimper zu zucken macht.

Es gelingt mir das unmögliche Kunststück, dass ich meinen Oberkörper irgendwie zwischen die Sitzreihen quetsche und meinen Kopf unter den Sitz bekomme. Mein Hinterteil ragt derweil in den Gang. Ein Anblick der zu einer solche frühen Morgenstunden gewiss nicht erbaulich für jeden im Flieger sein muss. Ich finde die Tablette, der Bartträger und ich nehmen Platz und ich nehme die Tablette. Ein paar Minuten später esse ich eines meiner mitgebrachten Brötchen und spüle die Bissen mit dem überteuert gekauften Wasser herunter.

Es geht mir nicht gut. Das merke ich mit einem Mal recht deutlich. Es liegt nicht an irgendeiner Flugangst oder anderer Nervosität. Es ist nur so schrecklich eng hier. Und es wird gefühlt immer enger. So als wenn der frisch gemahlene Kaffee aus seiner Vakuumverpackung muss, und zwar plötzlich. Ich zucke nervös mit meiner Nase und werde zappelig, ohne es zu wollen. Der Hase, der mich bis ins Detail kennt, merkt sofort, dass da irgendwas im Busch ist, weiß aber nicht in welchem Busch was ist. Sie macht sich sorgen und ich weiß nicht mehr, wie ich sitzen soll. Irgendwas stimmt hier ganz gewaltig nicht.

Ich lehne mich, so gut es geht, an meinen Hasen, merke aber sofort, dass auch das nicht die gewünschte Linderung bringt. Mir wird bewusst, dass das hier nicht gut enden wird. Ein ungutes Gefühl breitet sich in Windeseile in mir aus und dann wird mir schwarz vor Augen. Das Erschreckende daran ist, dass ich selbst nicht einordnen kann, was das ist und ich habe keine Energie irgendwie darauf zu reagieren. Es ist mir zwangsweise egal. Ich ergebe mich in mein Schicksal und habe keinen blassen Schimmer, was gerade abgeht und wie schlimm es sein könnte.

Werde ich wieder wach und wenn ja, warum? Was habe ich? Ist es nun Essig mit dem Urlaub? Müssen wir sogar notlanden? Diese und viele weitere Fragen, die sich niemand stellt, werden bestimmt im nächsten Teil beantwortet….Ehrenwort……